Wie haben Täufer aus dem Remstal im 16. Jahrhundert trotz Verfolgung Gottesdienst feiern können? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, trafen wir uns zu einem Ausflug am Sonntag, den 31.07.22, am Wanderparkplatz Bärenbach bei Urbach. Bei angenehmen sommerlichen Temperaturen machten wir uns gegen 10 Uhr auf in den Wald. 45 Minuten und einige interessante Gespräche später standen wir schließlich vor unserem Ziel: dem Geiststein. Der frei an einem Hang stehende Stein ragt auf der Talseite 7m in die Höhe und ist dementsprechend eindrucksvoll anzusehen. Nachdem wir auch die letzten Meter erklommen hatten, ließen wir uns erstmal auf einer Holzbank nieder und tranken einen Schluck Wasser.
Nach kurzer Verschnaufpause sangen wir das Lied: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. Anschließend hatten wir die Möglichkeit, den durch Ede verkörperten Peter Geist alias Geispeter, ein Zeitzeuge aus dem 16. Jahrhundert aus Beutelsbach, zu hören. Dieser berichtete von der gezielten Verfolgung von Täufern zu dieser Zeit. Um dennoch in Gemeinschaft Gottesdienst feiern zu können, trafen sich die Täufer an geheimen Orten im Freien. So unter anderem auch am Geiststein. Dort, weit weg von jeder Siedlung, war das Risiko beim Gottesdienst entdeckt zu werden geringer. Die außergewöhnliche Kanzelform des Geiststeins wurde aber nicht nur von Täufern zum Feiern von Gottesdiensten genutzt. Der Stein soll auch Herzögen und Königen als Jagdsitz gedient haben. Als der Geispeter wieder gehen musste, sangen wir zum Abschluss das Lied: „Die Gnade“.
Schließlich machten wir uns wieder auf den Rückweg. Nachdem wir wieder am Wanderparkplatz angekommen waren, kehrten wir noch gemeinsam in die Gaststätte Bärenhof ein. Bei wohlverdientem Essen konnte über das Erfahrene gesprochen werden. Geblieben vom Ausflug ist die Bewunderung für den Mut, den die verfolgten Täufer im 16. Jahrhundert aufbringen mussten, um ihren Glauben ausleben zu können. Auch heute noch werden viele Menschen aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Dagegen etwas zu unternehmen, muss uns stets ein Anliegen sein.